Von Pia-Susan Berger-Bügel
Der Artikel erschien am 19.01.2011 im General-Anzeiger online.
BORNHEIM – Hilde Malcomess (46) scheint einen empfindlichen Nerv getroffen zu haben, denn während ihres Vortrag zum Thema “Sag ,Nein’ und fühl Dich gut dabei. Klar und freundlich Grenzen setzen” wird es immer wieder unruhig im Evergislus-Pfarrheim in Brenig und die rund 40 Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks diskutieren angeregt miteinander über ihre Erfahrungen. Das ist nicht neu, denn die alle zwei Monate stattfindenden Frühstückstreffs bieten immer wieder interessante oder unterhaltsame Beiträge.
Karin Groß (65) erinnert sich beispielsweise noch an die heftige Diskussion zum Thema Islam, die ein Vortrag vor einiger Zeit in Gang gebracht hatte. Die sechs Mitglieder des ehrenamtlichen Organisationsteams waren an diesem Vormittag schon früh auf den Beinen, um Kaffee zu kochen und das Büfett herzurichten. Bereits am Vorabend hatten sie die Tische in Blau und Weiß eingedeckt und mit Primeln geschmückt.
“Vor neun Jahren bin ich hier irgendwie reingeschlittert”, sagt Christine Schiefbahn, lächelt und geht mit einer Kanne von Tisch zu Tisch. Für Marie Kremp, die die Verantwortung für die Programmpunkte übernommen hat, war die Vorbereitung dieses Mal eine besondere Herausforderung. Sie musste eine andere Referentin anfragen, weil der angekündigte Vortrag kurzfristig abgesagt wurde.
Doch die Rhetoriktrainerin und promovierte Musikwissenschaftlerin Hilde Malcomess aus Neunkirchen-Seelscheid hat spontan zugesagt, um mit den Damen Strategien zum sozialverträglichen “Nein”-Sagen zu entwickeln. Zunächst ging es darum zu erarbeiten, warum man sich immer wieder breitschlagen, überreden und überrumpeln lässt, zu etwas “Ja” zu sagen, obwohl man eigentlich lieber “Nein” sagen möchte und warum es so schwer fällt, einem anderen etwas abzuschlagen.
Teresa Klemmer-Verheyden kommt mit Elisabeth Gierse regelmäßig aus Roisdorf. Die beiden haben eine Fahrgemeinschaft gebildet und sind von Anfang dabei. “Inzwischen kennt man sich untereinander”, sagt Klemmer-Verheyden, “Ich freue mich immer schon auf diese nette Runde, denn es gibt immer interessante Themen, über die nachher noch diskutiert wird.” Helga Haaster ist aus Berlin zu Besuch bei Christine Schiefbahn und findet die Idee ausgezeichnet: “Ich hatte von meiner Cousine schon viel von dem Frauenfrühstück gehört. Und ich wäre froh, wenn ich so etwas in Berlin finden würde. Ich kann mir vorstellen, dieses Modell von Brenig nach Berlin zu exportieren”.
Da aber das Ablehnen von zusätzlichen Aufgaben und Verantwortungen wichtig ist, um sich nicht ausnutzen zu lassen und unnützem Druck, der letztlich zu einem Burn-out führen kann, auszusetzen, hat Malcomess auch einige Verhaltensgrundregeln und Taktiken parat, um freundlich, aber bestimmt Grenzen setzen zu können.
Trotz des interessanten Vortrags wird wohl keine der Teilnehmerinnen “Nein” sagen, wenn es um die nächsten Veranstaltungen der Gruppe geht. Der Plan für das laufende Jahr, in dem das Breniger Frauenfrühstück sein zehntes Bestehen feiert, steht nämlich schon fest. Am zweiten Samstag in jedem zweiten Monat steht ein anderer Höhepunkt an.