Das Interview mit Hilde Malcomess entstand im April 2015 für die Homepage des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache e.V.
Welchen Redner bewundern Sie am meisten?
Ich schätze Joachim Gauck. Er spricht verständlich, klug und sehr menschlich.
Ihre Lieblingsrede in der Geschichte?
Richard von Weizsäckers Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus. Gehalten am 8. Mai 1985 im Bundestag.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an denen, für die Sie schreiben, am meisten?
Dass sie sich und ihr Publikum erst nehmen und mir ihre Ideen und Gefühle anvertrauen.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Redenschreiber am meisten?
Seine uneitle Haltung. Sein Ziel, den Gedanken eines anderen Kraft und Klarheit zu geben.
Für wen würden Sie gerne einmal eine Rede schreiben?
Für die Queen.
Gibt es Redner, für die Sie nicht schreiben würden?
Ja. Das entscheidet sich im Vorgespräch. Bisher haben nur rechtschaffene Menschen mit lauteren Absichten angefragt.
Wie sind Sie zum Redenschreiben gekommen?
Ich habe beobachtet, dass zu viele Menschen die wunderbare Chance verschenken, die ihnen ein Redeauftritt bietet. Denn gute Reden machen glücklich.
Beschreiben Sie Ihre Tätigkeit als Redenschreiber in einem Satz:
Fragen, zuhören, das Wesentliche herausfiltern, strukturieren, den Ton des Redners treffen.
Wann ist für Sie eine Rede gelungen?
Wenn der Auftraggeber mit der Rede glücklich ist.
Warum würden Sie Menschen in verantwortungsvoller Position empfehlen, mit einem Redenschreiber zusammenzuarbeiten?
Weil Menschen in verantwortlicher Position Verantwortung für ihre Worte haben. Sie können es sich nicht leisten, deren Wirkung zu verschleudern.
Warum würden Sie einem jungen Menschen empfehlen, Redenschreiber zu werden?
Weil es eine anspruchsvolle und befriedigende Arbeit ist.
Warum würden Sie abraten?
Weil es viel rhetorische und journalistische Erfahrung braucht, um wirklich gut zu sein.
Der größte anzunehmende Unfall (GAU) für einen Redenschreiber?
Wenn die Zuhörer mit der Rede nicht so glücklich sind wie der Redner.